GRÜNE Landtagskandidat*innen besuchen Sozialwerk St. Georg

Anfang März besuchten die beiden grünen Landtagskandidat*innen Dagmar Hanses aus Warstein und Jürgen Klug aus Soest das „Tagwerk“ des Sozialwerks St. Georg in Lippstadt und sprachen mit den Vertreterinnen des Beirats der Klienten*innen, Maike Dankwart und Jessica Grande, über ihre Bedürfnisse und Erwartungen an die Politik. 


Das Bundesteilhabegesetz – kurz BTHG – soll Menschen mit Behinderungen mehr Selbstbestimmung und gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen. Es wurde im Dezember 2016 verabschiedet und tritt in fünf Stufen bis zum Jahr 2023 in Kraft. „Wichtig ist uns bei der Umsetzung des BTHG, dass sich diese auch in der Praxis an der UN-Menschenrechtskonvention orientiert, die in Satz 1 Artikel 1 feststellt: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren,“ so Dagmar Hanses. „Zugleich muss sich das BTHG auch an der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen messen lassen, um uns auf dem Weg zur Inklusion deutlich voranzubringen. Das ist zweifelsohne noch ein langer Weg, auch wenn erste Schritte getan sind“, ergänzt ihr Kollege Jürgen Klug.

Das „Tagwerk“ am Mondschein besuchen Menschen mit einer psychischen Erkrankung und Assistenzbedarf. Einige leben im Wohnverbund Christophorushaus oder werden vom Ambulant Betreuten Wohnangebot des Sozialwerks in Lippstadt begleitet. Im „Tagwerk“ sind aber auch Menschen beschäftigt, die nicht in einer Einrichtung des Sozialwerks St. Georg wohnen. Die Angebote im „Tagwerk“ am Mondschein reichen vom Kreativen Gestalten, dem sicheren Umgang mit dem Internet, der Vorbereitung auf den Schulbesuch oder Praktika sowie Sozialem Kompetenztraining, über die Koch- und Backgruppe, Ausflüge und den Spielenachmittag bis hin zur Beratung bei Behördenangelegenheiten, wie dem Arbeits- und Sozialamt, oder der Erlangung eines Schwerbehindertenausweises.

Die beiden Landtagskandidaten der Grünen suchten den Kontakt zu den Nutzerinnen der Einrichtung, weil die oft jungen Menschen, deren Zahl in unserer Gesellschaft deutlich wächst, mit ihren Krankheitserfahrungen und ihren speziellen Bedürfnissen von Politik und Öffentlichkeit zu wenig Aufmerksamkeit erfahren.

Maike Dankwart und Jessica Grande, sprachen mit ihrer PA (Persönlichen Assistenz), Sozialwerk-Mitarbeiterin Petra Dombrowicz, Herausforderungen junger psychischer Kranker an wie die Finanzierung durch die Grundsicherung, die Wohnraumsuche, Gesundheit und Wiedereingliederung, um die Politik dafür zu sensibilisieren. Die beiden Sprecherinnen des Beirats erläuterten wichtige Sorgen, die ihren Alltag aktuell sehr bedrücken, wie z. B. die Sorge, von der Grundsicherung die Busfahrkarte zum „Tagwerk“ bezahlen zu müssen, das geringe „Taschengeld“, das ihnen nach Abzug der monatlichen Fixkosten bleibt, den extrem geringen Arbeitslohn, der den Mitarbeitern*innen in den beschützenden Werkstätten pro Stunde bezahlt wird, die ständig steigende Zuzahlung bei Medikamenten trotz Befreiungskarte der Krankenkasse und nicht zuletzt den eklatanten Mangel an bezahlbarem Wohnraum, der ihnen momentan auf dem Wohnungsmarkt gar keine Chance bietet, nach Vorbereitung auf ihre Verselbständigung auch wirklich selbstständig wohnen zu dürfen. „Menschen mit Behinderung brauchen ein umfassendes modernes Wahlrecht, um ihr Leben selbstbestimmt gestalten zu können. Das Recht, in einer eigenen Wohnung, ggf. mit Unterstützung, zu leben, darf nicht aus Mangel an Wohnraum oder aus Kostengründen in Frage gestellt werden. Dies gilt auch für Menschen mit schweren Behinderungen. Das neue Gesetz stärkt die Wunsch- und Wahlrechte noch nicht genug, sondern schreibt defizitäre Regelungen der Sozialhilfe fort. Wünschen sich beispielsweise Menschen mit Behinderungen ihr Zuhause in gemeinschaftlichen Wohnformen, sollten sie nicht aus Kostengründen – z. B., weil die Kosten der Unterkunft in einer solchen Wohnform aus den sozialhilferechtlich festgelegten Beträgen nicht gedeckt werden können – aus diesen Wohnformen herausgedrängt werden dürfen oder ihnen der Zugang verwehrt werden“, fordert Jürgen Klug aus Soest.

„Wir Grünen möchten uns dafür einsetzen, dass kommunale Wohnungsbaugesellschaften deutlich mehr bezahlbaren Wohnraum für Einzelpersonen bauen. Schwerbehindertenvertretungen und Werkstatträte müssen gestärkt werden sowie Frauenbeauftragte eingeführt und Alternativen zu Werkstätten für Behinderte (WfbM) eröffnet werden“, unterstützt Dagmar Hanses das beeindruckende Engagement des Beirats im Sozialwerk St. Georg.

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